Griechischer Wein

Mehr als Schlager und Retsina

Ihr denkt bei griechischem Wein nicht nur an Udo Jürgens’ bekannten Schlager, sondern an das eigentliche Getränk? Dann könnt ihr hier mehr über die feinen Tropfen und typischen Rebsorten des mediterranen Landes erfahren. Schließlich hat Griechenland deutlich mehr zu bieten als Retsina – also den geharzten Wein, der die einen begeistert und anderen wiederum zu eigentümlich im Geschmack erscheint.

Geschichte des griechischen Weins

Obwohl griechischer Wein hierzulande eine geringere Rolle spielt als beispielsweise Weine aus Italien oder Frankreich, ist Griechenland aus unserer Weinkultur nicht wegzudenken. Das Land gilt als Wiege des Weins und vermutlich fanden sich auf Kreta die ersten Weinberge in Europa. Tatsächlich wurde in Griechenland schon mehrere Hundert Jahre v. Chr. Wein angebaut. Er war wichtiger Teil der Kultur und wurde als Geschenk und Erfindung des Gottes Dionysos angesehen. Bei der Herstellung des besonderen Getränks waren die Griechen seit jeher sehr fortschrittlich: Er wurde in Ton- oder Holzbehältern vergoren und man verstand es, durch verschiedene Zusätze einen Wein trockener oder süßer auszubauen.

Ausgehend von Griechenland, fand der Wein über Massilia (das heutige Marseille) den Weg nach Südfrankreich bis nach Südbaden, die Pfalz und an die Mosel. Selbst bis nach Ägypten und Russland wurden Weine aus Griechenland exportiert. Die Römer übernahmen gewissermaßen die weitere Verbreitung des Weinbaus, den sie über die Etrusker von den Griechen kennen- und schätzen gelernt hatten. Doch für griechische Weine gab es in der Geschichte auch dunkle Zeiten, zum Beispiel, als durch die Herrschaft des osmanischen Reiches der Weinbau völlig zum Erliegen kam. Mit der Unabhängigkeit Griechenlands in den 30er-Jahren des 19. Jahrhunderts gewann auch der Weinbau wieder an Bedeutung. Bis in die 1970er hatte Griechenland jedoch kein eigenes Weinrecht, das erst mit Beitritt in die EG eingeführt wurde. Lange Zeit waren Weine aus Griechenland nicht sonderlich beliebt. Doch durch moderne Weinbaumethoden, innovative Kellereien wie Cavino und junge Önologen hat sich das Bild in den vergangenen Jahren stark gewandelt. Wir verdanken den Griechen also nicht nur grundsätzlich den Wein, sondern auch einige neue Lieblingsweine 😊

Anbaugebiete Griechenlands

Im Vergleich zu anderen Anbauländern ist Griechenland eher ein kleineres Erzeugerland, dafür findet der Weinbau nahezu im ganzen Land und auch auf den Inseln statt. So vielfältig wie die Landschaften sind auch die Böden und das Klima. Während es im Norden in den Gebirgslagen z.T. sehr kühl sein kann, ist es auf den Inseln oder in den Ebenen im Sommer sehr heiß, sodass auch die Ernte früher beginnen muss. Der überwiegende Teil der Weinreben befindet sich in Meeresnähe. Insgesamt gibt es in Griechenland 17 AO-Gebiete („Appelasion dorichin“), was in etwa dem französischen AOC-System der kontrollierten Herkunft entspricht, zusätzlich aber auch die Rebsorte im Namen enthalten kann. Hierzu zählen bekannte griechische Weine wie

der Nemea aus der Peloponnes
der Naoussa aus Nordgriechenland
der Mavrodaphne aus Patras, der aber auch auf einigen Inseln angebaut wird
der Muscat von Samos

und viele weitere. Die wichtigsten Weinbaugebiete finden sich in Nord- und Mittelgriechenland, auf der Peloponnes sowie den griechischen Inseln wie Kreta oder den Kykladen.

Griechische Weine und Rebsorten

Seit der Einführung des Weinrechts in den 1970ern wird griechischer Wein wie folgt klassifiziert:

OPAP (Onomasia proléfseos anoteras piótitos)
Entspricht in etwa dem französischen AOC und wird für Weine höherer Qualität aus bestimmten und kontrollierten Anbaugebieten vergeben. Erkennbar durch eine rote Banderole am Korken
OPE (Onomasia proléfsos elenchoméni)
Gilt ebenfalls für Weine höherer Qualität, aber ausschließlich für Süßweine. Diese Weine ziert eine blaue Banderole
Topikos Inos
Hierbei handelt es sich um Landweine, deren Herkunftsgebiet auf dem Etikett ausgewiesen werden muss. Vergleichbar ist die Qualitätsbezeichnung mit dem italienischen IGT
Kava / Cava
Auch wenn man denken könnte, dass es sich hierbei um Sekt handelt, geht es um Tafelweine, die aber zwingend eine längere Zeit gelagert werden müssen. Bei Rotwein sind dies 3 Jahre (davon mind. 6 Monate im Fass) und bei Weißwein 2 Jahre (mind. 6 Monate hiervon im Fass)
Epitrapezios inos
Wird für Verschnittweine verwendet, die aus unterschiedlichen Anbaugebieten stammen können und keine Ursprungsbezeichnung haben

Der römische Dichter Vergil befand, dass es einfacher sei, die Sandkörner am Meer zu zählen als die griechischen Rebsorten. Bemerkenswert ist, dass sich das Land bis heute eine Vielzahl alter, einheimischer Trauben erhalten hat – auch wenn internationale Sorten wie Chardonnay oder Merlot ebenfalls ihren Weg nach Griechenland fanden. Bis zu 300 verschiedene Sorten werden heute für griechischen Wein verwendet. Sie alle aufzuzählen, wollen wir euch nicht zumuten und beschränken uns daher auf einige wichtige Rebsorten und Weine. Bekanntester griechischer Wein dürfte der Retsina sein, der während der Gärung mit dem Harz der Aleppo-Kiefer versetzt wird und hierdurch seinen ungewöhnlichen Geschmack erhält. Vielen dürfte auch der Süßwein Muscat aus Samos ein Begriff sein. Der Mavrodaphne ist ebenfalls ein Dessertwein aus der gleichnamigen Traube, allerdings ein roter, und stammt aus Patras auf der Peloponnes. Hier werden auch trockene Weißweine aus der Roditistraube hergestellt, die ebenfalls in Makedonien und Thrakien angebaut wird. Bei Nemea, der jung auch „Blut des Herakles“ genannt wird, handelt es sich um einen Rotwein, der aus der Rebsorte Agiorgítiko gewonnen wird und oft in Barriques ausgebaut wird. In Nordgriechenland kann man den mild-würzigen Naoussa aus der Xynomavro-Traube genießen, auf Kreta griechischen Wein aus der Mandelaria-Traube kosten… Es gibt viel zu entdecken – probieren wir los!